Gefährliche Lady by Cole Martina

Gefährliche Lady by Cole Martina

Autor:Cole, Martina [Cole, Martina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-30T16:00:00+00:00


18

Sammy Goldbaum saß am Küchentisch, schaute sich in dem vertrauten Raum um, roch die altbekannten Gerüche: Gefilte Fisch und Kanadelach-Suppe. Seine Frau Noola machte die besten Matzo-Klößchen, die er je gegessen hatte. An der Wand zu seiner Rechten hing ein Foto seiner drei Töchter. Rebekka, die Älteste, hatte eine große, vorspringende Nase — die einzige, die durch sein jüdisches Erbe geprägt war. Die anderen beiden, Beatrice und Ruth, hatten das blonde, hübsche Aussehen ihrer Mutter. Wieder wischte er sich die Stirn mit seinem großen Taschentuch. Seit er die Nachrichten gehört hatte, brach ihm ständig aufs neue der Schweiß aus. Er wußte, daß Michael hinter ihm her sein würde, also wartete er geduldig, aber voller Angst ab.

Seine Frau Noola saß ihm gegenüber. Sie war mehr als besorgt über Sammys Zustand. Er sah schrecklich aus. Man lebte nicht dreißig Jahre mit einem Mann zusammen, ohne seine Gedanken und Vorhaben zu kennen.

»Sag mir doch, was dich so bedrückt, Sammy. Du sitzt da wie eine Statue und starrst ins Leere. Ist die Polizei hinter dir her? Bist du wieder in Schwierigkeiten?«

»Noola!« Sammys tiefe Stimme klang gereizt. »Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus. Immer mußt du deine Nase in alles reinstecken, willst alles wissen. Ich sag dir, Noola, es ist oft nicht gut, zuviel zu wissen. Geh zu Bett. Gott weiß, du könntest deinen Schönheitsschlaf gebrauchen.«

Er versuchte es mit einem Lächeln, aber es funktionierte nicht so ganz. Sie langte über den Tisch und ergriff seine Hand.

»In all unseren Ehejahren hab ich stets zu dir gehalten, Sammy. Ich hab die Polizei belogen. Sogar den Rabbi, möge Gott mir vergeben. Aber ich tat es aus Liebe. Und jetzt seh ich, daß du vor Furcht fast vergehst. Du hast die Mädels über Nacht zu meiner Mutter geschickt, und alles, was du mir zu sagen hast, ist: ›Geh zu Bett, Noola.‹ Glaubst du, ich bin blöd?«

Er schüttelte den Kopf. Natürlich mußte sie wieder Streit anfangen, und das ausgerechnet jetzt. Sie war ihm eine gute Ehefrau gewesen, eine mustergültige sogar. Über die Jahre war seine Liebe zu ihr so tief geworden, wie er es nie für möglich gehalten hätte.

»Nein, Noola, mein Liebling. Das würde ich nie von dir glauben. Aber mir wäre es lieber gewesen, wenn du zusammen mit den Mädchen zu deiner Mutter gegangen wärst. Es könnte heute nacht gefährlich werden.«

»Aber warum, Sammy? Sag mir, warum.« Sie klang verzweifelt. Er sah ihr in die glanzlosen Augen. Ihr graues Haar war wie üblich auf dicke Lockenwickler gerollt, um die sie einen grünen Chiffonschal geschlungen hatte. Plötzlich sah er sie, wie sie vor fünfunddreißig Jahren gewesen war: ein kleines, schlankes jüdisches Mädchen mit einer guten Figur und einem lebhaften, übersprudelnden Temperament. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht. Da er selbst groß war, hatte er dieses kleine Wesen beschützen wollen, das später seine Frau wurde, doch statt dessen war sie die Tonangebende geworden. Aber er hatte ihr das nie übelgenommen. Sie würde immer schneller sein als er, wenn es darum ging, die Dinge auf den Punkt zu bringen oder einen Ausweg aus einer brenzligen Situation zu finden.



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